[Fingerübungen] Rex Mundi Efferi – eine Savage Conversion entsteht (Teil 1)
Angestoßen durch eine sehr unproduktive Diskussion mit
Savage Worlds-Gegner und hauptberuflichen Werbeblogger Ingo von obskures.de…
Behauptung: Savage Worlds kann gar nicht alles abbilden, Rex
Mundi z.B. (natürlich ohne Erklärung, warum das denn jetzt so schwer sein soll,
denn dann könnte man ja rational drüber diskutieren).
Nun denke ich nicht, dass man unbedingt ALLES mit Savage
Worlds spielen sollte – es gibt durchaus einige Settings bei denen ich, mit
Grund, auf andere Systeme zurückgreife – aber Rex Mundi? Ernsthaft? Das ist
doch sogar ein vernachlässigbar kleiner Konvertierungsaufwand.
Für diejenigen, denen Rex Mundi nichts sagt: Rex Mundi ist
ein Uchronie-Setting in einer alternativen Version der 30er Jahre, in einer
Welt in welcher die Reformation nie stattgefunden hat, die katholische Kirche
noch immer die einzige spirituelle Autorität darstellt (und anscheinend auch
die einzige Polizeigewalt – in Gestalt der Inquisition – stellt) und Europa
noch immer von Königshäusern regiert wird. Die Handlung spielt in Paris und
handelt von einer ziemlich stereotypen Detektivgeschichte, welche in eine noch
stereotypere Templer-Gral-Verschwörungskiste mündet.
Wer „Sakrileg“ und ähnliche Bücher/Filme kennt, der weiß
schon ungefähr, worauf das alles hinausläuft. Der Autor betont zwar, dass er
die Idee vor dem Erscheinen der englischen Ausgabe von „The DaVinci Code“
hatte, verschweigt aber die Dutzenden Verarbeitungen des Stoffes (etwa Gérard
de Sèdes Roman „L’Or de Rennes“ von 1967, welcher die Vorlage für das
„dokumentarische“ (Anführungszeichen beabsichtigt) „The Holy Blood and the Holy
Grail“ war, welches als Hauptinspiration für Rex Mundi zitiert wird). Von einer
dieser Verarbeitungen – dem Computerspiel „Gabriel Knight III“ (1999) – borgt
sich der Autor sogar ziemlich dreist einen wichtigen Plotpunkt aus. Trotzdem
wird der Autor nicht müde von seinen guten Freunden salbadernde Vorwörter zu
seinen Comics schreiben zu lassen, in denen diese sich darüber auslassen, wie
toll und neuartig Rex Mundi doch wäre (das driftet schon mal ins Lächerliche
ab, wenn sein Editor Scott Allie das besagte „Holy Blood and Holy Grail“ als
non-fiction bezeichnet und auf derselben Seite Umberto Ecos „Das Focaultsche
Pendel“(welches sich über die Kernthese von „Holy Blood“ lustig macht) als
minderwertige Literatur bezeichnet – offenkundig ohne es gelesen zu haben, denn
er geht davon aus, dass es denselben Inhalt wie „Rex Mundi“ hat).
Aber unabhängig von meinen persönlichen Vorbehalten
gegenüber dem Autor, seinem uninspirierten Plot und seinen
Verschwörungsspinner-Freunden, könnte das Setting für das Rollenspiel durchaus
reizvoll sein. Bitterböse Noir-Geschichten, politische Intrigen, gewürzt mit
Herrschaftsverhältnissen (fast) wie aus dem Mittelalter… das hat durchaus
Potential.
Ich hatte Rex Mundi sogar schonmal für eine Konvertierung
herangezogen, allerdings dann um eine (von Planetary und The Invisibles
inspirierte) „Gottläufer-Ebene“ erweitert und mit guten Ideen aus anderen
Systemen abgeschmeckt. Diese Konvertierung befindet sich noch in der Rohfassung
und ist auch etwas zu umfangreich, um sie in diesem Rahmen hier vorzustellen.
Aber: das Rex Mundi-Setting ist, in seiner „Reinform“,
perfekt geeignet, um einmal meine Gedankengänge beim Erstellen einer Savage
Conversion zu demonstrieren und im Rahmen einiger kurzer Artikel zu zeigen, wie Savage Worlds verschiedene
Settings bereits mit den „Bordmitteln“ gut umsetzen kann.
Konvertierungsziele
(Eckpunkte)
- Ein Urban-Mystery-Setting
- Technologiestand: Frühes 20. Jahrhundert (nicht zu viel nachdenken, wie das mit der alternativen Geschichte zusammengeht – SoD auf Max schalten)
- Dreckig und düster
- Geheimnisse und deren Aufdeckung
- Politische Intrigen
- Starre soziale Stände
- Zunftschranken
- Kabbalistische Magie
Ferner wäre es sehr wünschenswert, wenn die Protagonisten
von Rex Mundi (sowohl der Hauptgeschichte, als auch den „Brother Matthew“-Kurzcomics)
in Savage Worlds-Spielwerten darstellbar wären. Aber in dieser Hinsicht habe
ich wenige Bedenken und stelle es dementsprechend weiter hinten an.
In den folgenden Artikeln möchte ich en detail darauf
eingehen, wie man mit Savage Worlds diese Konvertierungsziele umsetzen kann.
Die Betonung liegt wie gesagt auf „kann“, denn wie so oft gibt es verschiedene
Möglichkeiten, um an das Ziel einer spielbaren Conversion zu gelangen.
Ich danke für die Aufmerksamkeit
Kommentare
Grundsätzlich habe ich schon meine Bedenken. Für mich ist SW ein System, das für so ziemlich alle Facetten von Hollywood-Blockbustern funktioniert. Aber darüber hinaus ... halt nicht.
(Wobei das nicht unbedingt an SW liegen muss. Es kann auch sein, dass andere Systeme meine Präferenzen für Settings/Blickwinkel jenseits von HW einfach besser bedienen. Beispiele wären: Renaissance, True20, Swords & Wizardry.)
Bei "Rex Mundi" ist es relativ einfach, weil sich der Comic vom Aufbau und Inhalt bereits stark an Hollywood-Blockbustern orientiert.
@Skyrock:
https://plus.google.com/u/0/101087642948316619884/posts/1vu9Qs6gH3Q
Daher: "Gegner" passt schon.
Und was "modernere Systeme" angeht... ich habe bei denen noch keines gesehen, welches die Designziele von SW besser umsetzt, als SW (das einzige System, welches da ran kommt ist das Indie-Game "Empire of Dust", allerdings ist dieses deutlich weniger flexibel einsetzbar).
Das kann man nun mögen oder nicht, aber wirkliche Alternativen gibt es (mal abgesehen von den subjektiven Eindrücken gewisser Personen) nicht wirklich.